Kloster Maulbronn

Von Leonberg ausgehend geht’s über Vaihingen an der Enz – mit einem Rundgang samt „Aufstieg“ zum Wahrzeichen der Stadt, dem Schloss Kaltenstein – weiter zum UNESCO Welterbe Kloster Maulbronn.

Die ehemalige Zisterzienserabtei ist bestens erhalten, gewährt einen guten Einblick in das mittelalterliche Leben und kann zudem noch mit reichlich unterhaltsamen Legenden aufwarten, welche bei einem hervorragendem Maulbronner Klosterbier Dunkel (Palmbräu Eppingen) immer wieder für ein Schmunzeln sorgen. Aber alles der Reihe nach.. .

Wir beginnen mit dem im Südosten der Anlage stehenden Turm, der Teil einer uns allseits gut bekannten Legende ist, jener von Doktor Faust.
So engagiert der verschwenderische Abt Entenfuß (sic!) den allseits bekannten Alchemisten Doktor Faust, um seine Geldnöte auf wunderbare Art & Weise zu minimieren – eh klar: mit der Verwandlung von irgendwas in Gold. Johann Georg Faust logierte 1516 im nach ihm benannten Faustturm in der Anlage und beim Betrachten des schmucken Turms kann ich mir lebhaft vorstellen, wie im Verborgenen eifrig an der Goldformel experimentiert wurde. Glück im Tun war jedenfalls keinem der beiden Akteure beschieden – der Abt wurde wegen Misswirtschaft hinausgeschmissen und der Doktor ließ angeblich sein Leben bei einer Explosion im Zuge seiner Experimente.

Mit weitaus simpleren Dingen schlugen sich damals die ehrwürdigen Brüder des Klosters herum. So gelten die Maulbronner Mönche nämlich als Erfinder und Namensspender des schwäbischen Nationalgerichts, der Maultaschen. Der Zweck der in Nudelteig einfassten Fleisch- bzw. Fischfülle war ein ganz profaner: das während der Fastenzeit Verbotene (Fleisch) vor den Augen des Herrgotts durch Einschlagen in Nudelteig zu verbergen – nahr-und schmackhaft zugleich.

Dass Diener der Kirche immer schon gut gegessen & getrunken haben belegt auch die Legende vom „Elfingerwein“ (Lage Maulbronner Eilfingerberg):
Im Herrenrefektorium, dem Speisesaal, war zur Belustigung aller, eine Spalte in einer Säule zu sehen, in die früher immer etwas Wein gegossen wurde. Die Mönche tauchten dann beim Vorbeigehen all ihre zehn Finger in diese Spalte und schleckten den Wein ab. Einem der Mönche wird folgender Ausspruch nachgesagt: „Ach, hätte ich doch nur elf Finger (für diesen köstlichen Wein)“. Seitdem heißt dieser Wein auch Eilfinger Wein. Anhand des 2015er Exemplars des Eilfinger-Rieslings des Weingutes Herzog von Württemberg konnte ich das gut nachvollziehen. Das wunderbare Extrakt-Säurespiel verlieh dem Wein ein süffig gehaltvolles, aber auch jugendlich frisches Auftreten – Riesling keltern, das können sie perfekt unserer Nachbarn.

Im Zuge der Reformation wurde das Maulbronner Kloster aufgelöst und in eine Schule umgewandelt. Beim Rundgang gibt es immer wieder Namen, die seitens der Schüler in das Gestein geritzt sind. Geschichtlich gibt es auch zwei bekannte Namen, welche die Schulbank im Kloster gedrückt haben: wie soll es anders sein – und das ist wieder der Bezug zu meiner Heimatstadt LinzJohannes Kepler und der andere ist Weltliterat Herman Hesse.

Der Klosterrundgang offenbart ein paar kirchliche, bau- und handwerkliche Schmuckstücke. Neben dem Kreuzgang ist die Vorhalle zur Kirche, das Paradies sehenswert, genauso wie das geschnitztes Chorgestühl, (vor)gotische Kreuzrippen- und Sterngewölbe mit Verzierungen (zB. im Kapitelsaal), das Maulbronner Wahrzeichen: das Brunnenhaus mit dreischaligem Brunnen, sowie die beiden Refektorien (für die Laien als auch die Brüder).

Wem nach Besichtigung im Sommer nach einer Abkühlung lechzt, der begibt sich ins Naturbad im nahegelegen Tiefen See – iÜ. ebenso eine Errungenschaft und Überbleibsel der Zisterziensischen Wasserwirtschaftskompetenz. Badevergnügen seit 1898!

Gute Organisation im Store, freundliche Mitarbeiter, gutes Essen im Restaurant Kloster-Katz – ohne dem in Österreich so oft anzutreffenden Touristen-Nepp – machen diese geschichtliche Zeitreise zurück in diese mittelalterliche Kulturlandschaft zu einer rundherum empfehlenswerten und kurzweiligen Sache. Familientauglich!


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