Frankfurt

Wenn man hierzulande (in Österreich) nach Assoziationen zu Frankfurt fragt, dann kommen bestimmt immer die gleichen (zwei) Begriffe:

  • Flughafen
  • Bankwesen

Die Reihenfolge mag variieren und mit ein bisschen Glück fällt auch noch der Begriff EZB – Europäische Zentralbank. Das war‘s dann aber auch schon.

Aus Sicht des Linzer Blue Danube Flughafens ist Frankfurt das Tor zu Welt. Wer der Meinung ist, dass sich am Frankfurter Flughafen Fraport viel abspielt, der sollte einmal die Schnellbahn zum Frankfurter Hauptbahnhof nehmen und sich dort – morgens oder abends – von den Massen in Richtung Ausgang schieben lassen – unglaublich, was sich dort tagtäglich abspielt! Heerscharen von uniformen Anzugträgern, als einzige Differenzierung die Farbe der Socken, fließen wie eine einzige Ameisenstraße kontinuierlich aus allen Ausgängen – um dann diszipliniert, ganz deutsch, bei roten Ampeln zum Stehen zu kommen. Trotz eines nimmermüden, hinten nachdrängenden Menschenstroms. Selten habe ich in einer Großstadt ein so korrektes Verhalten beobachtet.

Als Geschäftsreisender kommt man in Frankfurt auch nicht viel weiter herum, denn auch das Messegelände ist zB. von der Innenstadt in die entgegengesetzte Richtung entfernt. Wer nichts weiter kennt als dies, der gewinnt schnell einen falschen, zuweilen faden Eindruck dieser Stadt, der zum Gutteil durch die Skyline der Banken geprägt wird. Doch halt, wie immer braucht es einen genaueren, zweiten Blick, um zum eigentlichen Wesen & Kern vorzudringen.

Zuerst gilt es also, das fest in Ausländerhand befindliche Stück des Bahnhofviertels (zB. durch die Kaiserstrasse) zu überwinden, bevor sich ein Dialog aus Wolkenkratzern und Grünanlagen eröffnet. Wer der Gallus- & Taunusanlage in Richtung Alte Oper und Eschenheimer Turm folgt, der wandelt auf den Spuren der mittelalterlichen Befestigungsanlage, die, wie so viele ihrer damaligen Zeit, leicht aus der Vogelperspektive durch ihren charakteristischen, sternförmigen Grundriss identifiziert werden kann und die äußere Begrenzung der Altstadt darstellt.

Blicken wir in Richtung Altstadt, offenbart sich einem an dieser Stelle ein zweites, ansprechendes Gesicht der Stadt: der altehrwürdige Eschenheimer Turm im Vordergrund vor dem Nextower im Hintergrund.  Alt und neu im Dialog kann, sofern gut geplant, in jedem urbanen Raum ein harmonisches Miteinander durch Gegensatz erzeugen. Klingt erstmals komisch, ist aber so. Denn damit lässt sich einerseits das Andenken an die bauliche Geschichte einer Stadt würdigen und anderseits ihre Lebendigkeit durch die Verbindung mit der Moderne herstellen. Wer den Nextower vom Innenhof des Palais Thurn und Taxis aus betrachtet, dem wird dies rasch einleuchten.

Und auch wenn uns die unzähligen Frankfurter Hochhäuser durch ihr kompaktes, örtliches Auftreten bereits viel und hoch vorkommen – es ist trotzdem kein Vergleich zu den Wolkenkratzern von zB. Malaysia, China und Amerika.

Geradeaus geht es nun direkt zu Goethes Geburtshaus (Freies Deutsches Hochstift) und dem Römer, dem Rathaus aus dem Jahre 1405. Samt Nikolaikirche direkt am sehenswerten Frankfurter Stadtplatz gelegen.

Ein kurzer Abstecher zum im abendlichen Rot schimmernden Frankfurter Kaiserdom, bevor wir über den geschichtsträchtigen Eisernen Steg mit seinen Liebesschlössern über den Main auf die Uferseite zum Museumsviertel wechseln.

Hier ist wenig von der operativen Hektik der ansonsten so geschäftstüchtigen Bankenstadt zu merken, ganz im Gegenteil. So ein relaxtes, entspanntes, sport- und familientaugliches Nebeneinander in örtlicher Nähe ist vorbildlich und offenbart das dritte, dieses Mal grüne Gesicht dieser Stadt. Ich plane aber keinen Museumsbesuch, sondern spaziere in die entgegengesetzte Richtung zur Alten Brücke, erfreue mich am Ufer am zahlreichen Nachwuchs der Gänse und bewundere das hinsichtlich Architektur gelungene Haus der Kunsthalle Portikus, das glatt auch als Bootshaus eines Rudervereines durchgehen könnte.

Nach Überschreiten der Alten Brücke mit Blick auf den neuen EZB-Palast lasse ich mich in einer der lässigen, alternative Kneipen für einen Drink und eine kleine Stärkung nieder. Jetzt heißt es nur noch die Zeit bis zur blauen Stunde abzuwarten, um die Frankfurter Skyline im abendlich beleuchteten Zustand abzubilden. Das war mein mir selbst auferlegter Arbeitsauftrag für diesen Abend ;-).

Schlussendlich lohnt sich der Rückweg über das südliche Mainufer. Die Allee und die zahlreichen Stiegen zur Uferpromenade sind nachts in ein fast gespenstisches Hell/Dunkel getaucht. Eine Gruppe von polnischen Touristen lud mich nachdrücklich dazu ein, mit ihnen auf ihre Heimat anzustoßen – im Gegenzug dufte ich sie dann mit auf Foto raufpacken. Na dann, na zdrowie!

Und auch in puncto Kulinarik waren meine Bedenken in Frankfurt rasch zerstreut. Nicht, dass ich den Hessen keine kulinarische Kompetenz zusprechen würde – nein, ganz im Gegenteil, die Hessen essen und genießen gerne – kein Wunder, liegt doch das herrliche Weinbaugebiet Rheinhessen gleich um die Ecke – doch bei diesen Horden an Bankern war ich mir getreu ihres Mantras „Zeit ist Geld“ eben nicht sicher, ob in dieser Stadt auf gepflegtes und ausreichend langes Tafeln Wert gelegt wird.

Ein erfreulicher Besuch also in Frankfurt, einer Stadt, die in vielen Bereichen weit mehr bieten kann als man gemeinhin annimmt. Wie immer also ein Plädoyer für eine zweite Chance, ein Plädoyer fürs genauere Hinschauen! Mein Tipp: beim nächsten Zwischenstopp am Fraport also mal für ein paar Stunden reinschauen in die City und ans Mainufer. Erfolgserlebnis garantiert!

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