Ein langgehegter Wunsch von mir war es, das Olympia-Areal (offiziell: Olympiapark bzw. -gelände) im nördlichen München zu besuchen.
Dieser Park war 1972 Veranstaltungsort der XX. Olympischen Spiele und blieb durch zwei singuläre Ereignisse in Erinnerung:
- aus sportlicher Sicht durch den amerikanischen Schwimmer Mark Spitz, der 7 „Goldene“ errang,
- aus politischer Sicht durch das palästinensische Terrorattentat, bei dem 11 israelische Geiseln genommen wurden, die später beim gescheiterten Befreiungsversuch alle ihr Leben verloren.
Heute ist das Areal ein Besuchermagnet mit bisher mehr als 200 Millionen Besuchern – unvorstellbar.
Aus meiner Sicht ist das Olympia-Areal aufgrund seiner fantastischen Dachkonstruktion so einzigartig. Das Zeltdach, bestehend aus Seilnetzen und darauf verteilten, durchsichtigen Acrylglasplatten, überdeckt die Olympiahalle, die Schwimmhalle und den Westbereich des Olympiastadions. Wer unter der Dachkonstruktion verweilt, fühlt sich unmittelbar an die luftigen Flügelstrukturen von zB. Libellen erinnert. In Analogie zu vielen anderen architektonischen Meisterleistungen hat sich auch hier die ursprünglich angesetzte Kostenschätzung auf das 10-fache vervielfacht.
Das Gelände selbst lässt sich gut per pedes erkunden, will man initial einen Eindruck des Areals aus unterschiedlicher Perspektive gewinnen, so kann man sich mit dem Bummelzug vorab zur Orientierung durch den Park kutschieren lassen. Wer ein Überblickspanorama vom Olympiahügel aus erstellen möchte, sollte dies aufgrund der Ost-West-Ausrichtung des Geländes am besten in den Morgenstunden erledigen.
Für die meisten Besucher sind wohl der Olympiaturm und das -stadion die zwei Highlights des Areals. Gerade letzteres übt für einen Fotografen mit einer Struktur- & Formenaffinität wohl eine magische Anziehungskraft aus – (Fernseh-)Türme existieren zu Hauf auch anderswo ;-). Im Stadion selbst könnte ich Stunden verbringen, alleine auf der Suche nach der richtigen Perspektive. Und auch der Mix aus „noch gebrauchstauglich“ und dem doch an einigen Stellen deutlich sichtbaren „Nagen des Zahns der Zeit“ verleiht diesem Nutzgebäude ein gewisses zusätzliches Etwas – gut erlebbar zB. bei den Kassenhäuschen beim Nordeingang bzw. bei der großen Anzeigetafel im Süden des Stadions.
Die in unterschiedlichem Grün gehaltenen Sitzplätze wirken von entsprechender Distanz aus betrachtet wie die schuppige Oberfläche eines Reptils. Das Auge verliert sich bei dieser dichromatischen Präsentation in Muster und Struktur. Faszinierend! Und auch die Rasenfarbe harmoniert Ton-in-Ton mit der Bestuhlung, farblich abgesetzt nur durch die Laufbahn. Gleiches gilt für die bereits angesprochene Dachkonstruktion. Für die Wagemutigen unter uns existiert auch die Möglichkeit der Dachbegehung, inklusive Abseilen bzw. Flug über den Rasen via Flying-Fox vom Dach zur Osttribüne. Für Schwindelfreie sicherlich ein einmaliges Erlebnis!
Die nahe liegende BMW-Welt kann dann architektonisch gleich mitbetrachtet werden. Ein Stück Österreich, stammt doch das Gebäude von Coop Himmelb(l)au. Und schenken wir dem Wikipedia-Eintrag zur BMW-Welt Glauben, ist diese sogar die beliebteste Touristenattraktion in Bayern – vor Dauerbrennern wie dem Schloss Neuschwanstein.
Unbestritten ist die BMW-Welt ein architektonisch spannungsgeladenes Kunstwerk mit Ecken & Kanten sowie auch weichen Linien – sehr ansprechend finde ich auch den Doppelkegel. Ich finde aber auch das einem Vierzylinder-Motor nachempfundene Gebäude der BMW-AG gelungen – architektonisch natürlich viel geradliniger als die dekonstruktivistische BMW-Welt, jedoch nicht weniger imposant. Ein echtes Statement eben.
Und wer vom vielen Herumlatschen im Olympiapark oder Museum nun müde Beine bekommen hat, der lässt sich in der BMW-Welt kulinarisch verwöhnen. Dank der nahen U-Bahnstation „Olympiazentrum“ Vorort darf‘s dann auch ein zweites Glas Wein zum Essen sein.