Comer See – Varenna

In unserem Quartier werden wir allmorgendlich mit Sonnenschein geweckt und genießen am Abend die Aussicht auf Varenna, jenem Ort, der Menaggio am Ostufer des Comer Sees gegenüber liegt. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages küssen also diesen pittoresken Ort, der malerisch am Fuße des Monte San Defendente liegt.
Varenna ist auch der Geburtsort eines berühmten, uns allen wohlbekannten italienischen Technikers: Giovanni Battista Pirelli – Gründer der gleichnamigen Reifenmarke.

Also rauf in Menaggio auf die Fähre und schnurstracks direttamente den See rüber. Und immer das hoch am Hügel hinter Varenna aufgragende Castello di Vezio im Blick. Die Anlegestelle der Fähre in Varenna liegt etwas abseits, nördlich des Ortskerns. Bereits der Spaziergang zwischen Fährhafen und dem Ortskern entlang der Uferpromenade Largo Enzo Venini entfaltet den Charme dieses schmucken Örtchens. Zwischen den am Steilhang errichteten Villen, ihren grünen Gärten, prachtvollen Oleanderbüschen entlang eines Laubenganges und dem Grünblau des Sees geht es entlang fröhlich-bunter Häuschen zum kleinen, alte Fischerhafen. Hier lohnt es sich, die Füße ins erfrischende Nass zu tauchen, bei einem Espresso die traumhafte Aussicht über den See zu genießen und für eine kurze Weile den Herrgott einfach „einen guten Mann sein zu lassen“. So bezaubernd ist diese kurze Strecke, dass sie einem Urlaub im Urlaub gleicht – nicht umsonst trägt Varenna also den Namen „Perle des Ostufers“. Und wir haben auch ein wenig Glück, denn der Touristenstrom ist Dank Frühsommer gleich nach den Covid-Lockdowns in Europa noch sehr überschaubar.

Weiter geht es entlang der Uferpromenade und hinter einer jeden Ecke verbirgt sich ein enges und mit schier endlosen Stufen errichtetes Gässchen hinauf zur Hauptstraße bzw. zur mit freistehendem Glockenturm erbauten Chiesa San Giorgio. Nach dem kleinen Abschnitt mit freien Seezugang und Bademöglichkeit direkt hinter dem Royal Hotel Victoria (naturalmente in königlichem Schönbrunn-Gelb gestrichen 😉 sind auch zwei Hauptattraktionen von Varenna erreicht: die Villa Cipressi sowie die daran angrenzende Villa Monasterio. Meine Empfehlung: Kombiticket (im Hotelbereich der Villa Cipressi) erwerben und beide Gärten zu Fuß durchwandern. Ich habe beide Anlagen als sehr unterschiedlich erlebt, jedoch sei hier auch vermerkt, dass es durch die starke Terrassierung und die langestreckten Wege einiges an Wegmetern zurückzulegen ist – insbesonders, sofern man Willens ist, jede Ecke erkunden zu wollen. Obwohl beide Gärten aneinander angrenzen, gibt es seeseitig keine Möglichkeit zwischen beiden Anlagen zu wechseln. Und obwohl es von der Villa Cipressi keine 100 Meter auf der Straße weiter zum Portaleingang des Monasterio-Parks sind, sind wir aufgrund der geschlossenen Eingangstüre daran vorbei und haben so gut 15 Minuten extra Fußmarsch draufgepackt. Belohnt wurde ich aber mit einem schönen Foto über das Dach der Museumsvilla hinüber auf die Westseite des Sees nach Menaggio.

Von der Villa Cipressi lässt sich bereits ein guter Blick auf das ehemalige Frauenkloster der Zisterzienserinnen, daher Monasterio, erhaschen. Die Geschichte dieses Hauses gleicht dann jener so vieler anderer Prunkhäuser am Comer See. Wechselnde Besitzer, meist vermögende Adelige oder Fabrikanten, damit einhergehende bauliche Umgestaltungen & Erweiterungen, Kriegsbeschlagnahmung und schlussendlich Stiftung an den italienischen Staat mit der Auflage, ein Museum unterzubringen oder eine Forschungseinrichtung zu beherbergen. Und der Park bietet einen neoklassizistischen Tempel mit einer Rokoko-Treppe, einen neoromanischen Brunnen, die Gruppe von Marmorskulpturen La Clemenza di Tito sowie eine mit hübschem Mosaikboden ausgestattete Loggia direkt neben der Bootanlegestelle.

Hatten wir am Nachmittag noch ausreichend Sonnenminuten zwischen der doch immer vorhandenen Bewölkung über dem See, mahnte uns nun die komplett geschlossene Wolkendecke samt ersten, dicken Regentropfen zum raschen Aufbruch. Aus diesem Grund konnten wir auch keinen Abstecher mehr in das Museum im Haupthaus machen. Wir konnten eine Fähre früher als geplant zurück nach Menaggio nehmen, nur um dann gleich von unserem Hotelzimmer aus die Welt über dem See untergehen zu sehen. Bei einem ordentlichen Gewitter samt peitschendem Wind sahen wir dann „unsere“ ursprünglich geplante Fähre ebenso sicher im Hafen anlegen. Trotzdem war ich froh, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits im trockenem Quartier untergekommen waren, denn Stürme am See mit Wellen auf kleinen Booten aussitzen zu müssen geht immer auch mit ein wenig Bauchweh einher. An diesem Abend wagte sich kein Sonnenstrahl mehr heraus, doch der nächster Morgen begann dafür wie im Bilderbuch: mit strahlendem Blau am Firmament.

Video folgt…

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