Comer See – Menaggio & Umgebung

Von der Chiesa degla Alpini aus betrachtet sieht Menaggio aus wie eine in den See ausgelaufene Landmasse. Eine Verlängerung des westlich gelegenen Valle Menaggio, welche eine leicht passierbare Verbindung in Richtung Schweiz und Luganer See inmitten der doch recht imposanten Hügel- & Bergketten dieser Region darstellt, die den gesamten Comer See reih-um säumen. Der “Halb(insel)kreis” fungiert quasi als See-Aussichtsplattform und beherbergt den hübschen Ortskern und die schmucke, mit reichlicher Blumenpracht verzierte Seeuferpromenade.

Menaggio am Westufer teilt den Comer See in der Nord-Süd-Ausdehnung ungefähr in der Mitte und ist als Ausgangsbasis zur Erkundung der Region rund um den Comer See ideal gelegen und ermöglicht so auch Ausflüge ins nahegelegene, schweizerische Tessin. Die Preissituation in der Schweiz (nicht nur fürs Übernachten) ist ja doch eine ganz andere Nummer – da lohnt es sich durchaus, ein paar zusätzliche Kilometer als Anreiseweg in Kauf zu nehmen. Im Radius einer Autostunde ist alles zu erreichen: Lugano & sein gleichnamiger See in der Schweiz, das zugänglichere Nordufer am Comer Sees, die Villenpracht entlang Tremezzo sowie Como, der Hauptort der gleichnamigen Provinz am Südende. Und auch die Fähren ans andere Ufer nach Varenna und an den Seespitz, nach Bellagio, verkehren von Menaggio oder dem Nachbarort Cadanebbio aus.

Als Zugabe hatten wir in Menaggio eine perfekte kommode Unterkunft mit einer auch noch für die Zeit höchst passenden Namensgebung gefunden: das Hotel Albergo Corona 😉. Von unserem Zimmer aus hatten wir einen wundervollen Ausblick auf den See und das Westufer. Das erlebte Wetterschauspiel war reichhaltig und abwechslungsreich: vom strahlend blauen Badewetter über hübsche Bauschewolken hin zu einem doppelten Regenbogen nach Starkregen, intensives Abendrot, aber auch Nebel mit Sichtweite gegen Null und Hagel haben wir erlebt. Die Wetterumschwünge kommen rasch und kündigen sich oftmals nur eine halbe Stunde vorher an. Nicht ohne, wer dann noch am Berg unterwegs ist!

Der Ort selbst hat eine üppig blumengeschmückte Uferpromenade und einen kleinen, sympathischen und autofreien Ortskern.  Durch seine Hanglage in Westrichtung bieten sich auch viele gute Aussichtspunkte auf den See, z.B. vom Castello & Chiesa di San Carlo, von der Chiesetta degli Alpini oder von der Straße in Richtung Logo bis rauf nach Breglia (z.B. vom Cima Monte Grona oder dem Pizzo Coppa). Am Anfang dieser Straße lohnt sich auch der Abstecher wegen des Jugendstilhauses bzw. zum vecchio magnolia (was für Prachtbaum!) samt Spaziergang durch die Gassen zur schönen Gartenhanganlage der Villa Vigoni – dem Deutsch-Italienischen Zentrum für den Europäischen Dialog (Führung nach Anmeldung möglich).

Ein Besuch der Chiesetta degli Alpini lohnt sich in erster Linie wegen des Aussichtpunktes auf Menaggio und in Richtung Norden auf die zahlreichen Gipfel im italienisch-schweizerischen Grenzgebiet (4k-Pano), aber auch wegen der Möglichkeit des Durchschreitens der Verteidigungsanlage der Linea Cadorna, welche nie zum Einsatz kam und daher noch gut erhalten ist.

Nur wenige Autominuten sind es von Menaggio aus weiter nach Süden, eine der reizvollsten Abschnitte entlang des Seesufers – in Cadanebbio & Tremezzo reihen sich die Villen auf wie an einer Perlenschnur. Pflichtstopps sind wohl bei der Villa Carlotta, mit sehenswerten Innenräumen als auch das Lustwandeln in der prachtvoll, bunten Gartenanlage und der Villa del Balbinalello in Lenno. Letztere liegt malerisch auf einer Halbinsel im See und bietet auch neben dem schattigen, asphaltierten Uferzugangsweg einen längeren Weg mit Aussichtspunkt über den Hügel, Zugang zur Villa von der „Maschekseite“ kommend. Und ganz nobel lässt es sich z.B. per Privatboot an der Südseite direkt im Park der Villa anlanden.

Die Villa del Balbianello – eine echte Primadonna eines Bauwerks, ein Gesamtkunstwerk! Keine Überraschung also, dass dieser Platz in der Vergangenheit bereits mehrfach als Filmkulisse diente, so z.B. in James Bond‘s Casino Royale als auch als Drehort von Starwars, Angriff der Klonekrieger.

Wem nach so viel Kultur ein wenig mehr nach Faulenzen oder einem erfrischenden Bad im See gustert, der macht Halt im großzügigen Parco Civico Teresio Olivelli (Palmen und alte Zedern) oder im Lido di Ossuccio. Hier steht ein architektonisch cooler, steinerner Turm „verloren“ direkt neben der Bundesstraße. Die dazugehörige Chiesa Santa Maria Maddalena offenbart sich durch das erhöhte Straßenniveau nicht sofort – es braucht ein zweites Hinschauen. Vom Lido dahinter gibt es auch einen guten Ausblick auf die nahe, einzige Insel des Comer Sees – der Isola Comacina. Boote auf die Insel gehen ebenso ab Ossuccio.

Am späten Nachmittag wird uns das Faulenzen zu langweilig und wir setzen mit der Fähre über nach Bellagio. Am Programm steht Flanieren unter den Arkaden – Tipp fürs Mitbringsel: Seide aus Bellagio – und  das ziellose Durchstreifen der engen Gässchen. Naturalmente auch das Abendessen. Wir suchen uns ein lauschiges Platzerl möglichst weit abseits des Touristentrubels direkt am See und finden dies am obersten Ende des Kirchenplatzes. Zur blauen Stunde gab’s dann Antipasti, eine wirklich sehr ansprechende und vielfältige Fischplatte und die obligatorische Flasche Rosé dazu – besser kann ein Urlaubstag doch gar nicht ausklingen, oder?

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