Trieste (2014)

Triest-Bilder-Gallerie bzw. Triest-Umgebung (Miramare, Opicina & Grotta Gigante)


Spannend, fast 10 Jahre nach unserem ersten Triest-Besuch im August 2014 raff‘ ich mich endlich dazu, den Beitrag zu verfassen. Wieso genau jetzt, fragt sich da wohl einer? Der Grund ist ein einfacher: in den Diskussionen zum aktuellen Sommerurlaub hat sich herausgestellt, dass im Bekanntenkreis einige Personen zum ersten Mal diese Stadt besucht haben. Und ich ärgere mich, dass ich ihnen (noch immer) keinen Link samt Bildern zu unseren Erfahrungen mitteilen kann. Nun existiert im Netz ausreichend Informationsmaterial zu dieser schönen Region, es besteht also prinzipiell erstmals wenig Bedarf auch noch an meinem Senf dazu.
Als Diskussionsgrundlage aber, vor & nach dem Urlaub der Kolleginnen sowie dem Teilen persönlicher Erfahrungen im Bekanntenkreis, gibt diese Art des Austausches unseren Erlebnissen dann doch ein wenig mehr Gewicht. Wenigstens war dies nun der endgültige Triggerpunkt und ausreichend Motivation für mich, um unsere Reise anhand meiner aufgenommenen Bilder nochmals Revue passieren zu lassen. Auf geht’s, kommt mit in die östliche Grenzregion Italiens…

Teil I:

Wer im August die Küstenstraße SR14 von Nordosten aus Montefalcone/Duino kommend bei Schönwetter nach Triest einfährt und nicht augenblicklich in Sommer-Sonne-Urlaubsstimmung verfällt, dem ist wahrlich nicht zu helfen! Von der Steilküste aus ergibt sich bereits ein herrlicher Blick auf die Adria, der sofort Lust aufs Planschen im Meer macht.

Durch das Felsentor hindurch und schwupps sind wir am Triestiner Badestrand entlang der Promenade di Barcola angelangt, welcher ein Stück hinter dem Parks des Castello di Miramare beginnt. Glücklich, wer in Sommerzeiten entlang der Straße einer der heißbegehrten Parkmöglichkeiten ergattert, denn alles ist randvoll und der Badestreifen meistens gut besucht. Das Leben leichter machen sich all jene, die den öffentlichen Bus z.B. ab Bahnhof Trieste Centrale zum Badeplatz nehmen.

Wir passieren den weithin sichtbaren Faro della Vittoria und sind dann auch bereits beim Bahnhof mitten im Zentrum angekommen. Wer mit dem Auto anreist, für den gibt es ohnehin nur einen einzigen Ausgangspunkt – und der beginnt bei den Parkflächen & -häusern direkt beim Hauptbahnhof. Vom Auto-Abstellplatz kann der Besucher gleich einmal in den alten Hafen ein Stück zurück in die Vergangenheit Triests blicken. Verfallene Lagerhäuser bieten Lost Place-Sympathisanten die ersten Fotomotive und beim Molo IV begegnen wir auch gleich einem meiner Triester Highlights, dem Ursus, einem über hundert Jahre alten technischen Wunderwerk in Form eines schwimmenden Lastenkrans von 1913. Seine Bauweise in Niettechnik hat ihm auch den Spitznamen nostra piccola torre Eiffel eingebracht (siehe dazu auch Bericht aug ORF Kärnten|Servus.com|Wikipedia IT).

Eines jedenfalls kann ich retrospektiv zu unserem Erstbesuch in der “Stadt der Winde” klar festhalten: selten zuvor habe ich das italienische Lebensgefühl intensiver in einer Stadt gespürt als damals. Das war innigste Zuneigung auf den ersten Blick!

Diese einmalige Mischung aus Hafenstadt – geprägt durch Handel und Kontakt mit den unterschiedlichen Kulturen und regionalen Einflüssen aus dem ehem. Jugslawien, Italien & Österreich –  das im Sommer dieser Stadt anhaftende, südländischen Flair, die glanzvollen Bauwerke und Palazzi mit Bezug zur Monarchie sowie als Kontrast zu den in einigen Vierteln vorherrschenden maroden Gassen, diese Melange ergibt für mich dann einen Sommer(nachts)traum zwischen Prunk und Morbidität an der geografischen Schnittstelle zwischen Nord & Süd.

Triests Kern lässt sich leicht zu Fuß erkunden. Mein Rezept dazu ist, sich einfach zwischen neuem (Trieste Centrale) und altem Bahnhof und dem auf dem kapitolinischen Stadthügel liegende Castello di San Giusto treiben lassen – da ist dann (fast) alles Sehenswertes automatisch mit dabei. Und für Triest braucht es auch keine expliziten, fotografischen Empfehlungen, annähernd jede Ecke im oben skizzierten Dreieck bietet reizvolle Motive zuhauf – egal ob im Genre Kunst-, Architektur- oder Streetphotography. Ein paar Fixpunkte kann ich trotzdem schnell aus meinem Gedächtnis auflisten, eine „unvollständige Pflicht“ sozusagen:

  • ausgehend vom Ursus und den Lagerhallen alten Hafen (das Viertel ist in den letzten Jahren in den städtebaulichen Fokus gerückt und soll nun zukünftig zu einem der angesagtesten Locations in Triest werden – ich bin gespannt)
  • Zum Post- & Telegrafenamt bzw. -museum am Piazzo Vittorio Veneto mit dem Fontana dei Tritoni, ein hervorragendes Panoramamotiv. Vorher ein Eis bei der nahegelegenen Gelateria Zampolli holen!
  • Weiter in Richtung Canal Grande/Statue James Joyce an der Ponte Rosso. Den Kanal einmal umrunden, die tempelartige Kirche Sant Antimo Nuova jene der serbisch-orthodoxen Kirche (Santissima Trinità e di San Spiridione) besichtigen
  • Über den Börseplatz (alte & neue Börse) in Richtung Piazza Unità d‘Italia flaniert, wo wir einen Aperitif samt Canapés im Caffè degli Specchi bestellen – nicht gerade preiswert, aber das Treiben am Platz Nr.1 aus der ersten Reihe zu besichtigen, ist überall aufpreispflichtig 😉. Mal ehrlich: wo sonst gibt es einen so schönen Platz als diesen hier? Welche Opulenz der Fassaden! Welch ein Panorama! Beste Lage samt der Offenheit hin zum Meer! Unbedingt zur Piazza zur Dämmerung zurückkehren bzw. die Stimmung zur Nachtstunde bei illuminiertem Rathaus und dem Brunnen der 4 Kontinente inhalieren, unvergleichlich! Ich hatte dann auch noch unglaubliches fotografisches Glück, als sich just bei einer meiner beiden Nachtpanoramen der Vollmond für ein paar Sekunden hinter dem ansonsten wolkenbedeckten Himmel zeigte (letztes Foto in der Triest-Gallerie).
    Die beiden Skulpturen am Hafenpier besuchen und unbedingt ans Ende der Molo Audace spazieren, Treffpunkt der Jugendlichen am Abend

(4k-Panorama Piazza Unità)

(4k-Nacht-Panorama Piazza Unità)

  • Anschließend erkunden wir das “Hinterland” der Piazza Unità (Schleife Teatro Romano, Corso Italia und wieder zurück zum Piazza della Borsa) oder
  • die Alternativroute nehmen über das Teatro Romano und gleich rauf auf den Stadthügel, vorbei am Arco di Riccardo, Besuch der Kathedrale (der Glockenturm kann bestiegen werden) und des Castello San Giusto. Von vielen Punkten des Hügels eröffnen sich großartige Aussichtspunkte auf die Stadt. „Just for fun“ gibt es auch einen öffentlichen Minibus, der durch die engen Gassen rauf auf den kapitolinischen Hügel fährt – auch das ein lustiges, schaukelnd und ziemlich rumpelndes Erlebnis
  • Vom Castello runter über die zahlreichen Stufen durch den “Park der Erinnerung” zum Piazza Carlo Godoni – ein wenig Abkühlung verschafft uns der moderne Wasserbrunnen, weiter auf 1/8 Wein (oder zwei) in die Gran Malabar, unbedingt einen Blick in den nebenliegenden Gemischtwarenladen werfen (was für eine Zeitreise in die Vergangenheit, auch diese altmodische Auslage mit Naturschwämmen und einer Taucherglocke 😉 und über das Einkaufsviertel wieder zurück zum Kanal/Börse/auf die Piazza Unità
  • Von der Piazza Unità schlagen wir uns in Richtung Yachthafen nach Süden durch, z.B. über die engen Gassen des ehemaligen Rotlichtviertels Via di Cavana zur Piazza Giuseepina bis hinunter zum Hafen, an jeder Ecke ist ein neues Motiv zu entdecken. Dieser Teil Triests ist auch reich an coolen Bars und Abendlokalen, so dass wir bereits ein wenig vorsondieren können. Eine Reservierung ist jedenfalls empfehlenswert, wir wollen doch nicht abends bei der Location unserer Wahl abgewiesen werden, oder?
    Die vielen Masten im Hafen ergeben mit den unterschiedlichen Stimmungen des Meeres immer wieder ein reizvolles Bild, dann den alter Leuchtturm Lanterna umrunden und einen Blick auf das Bad Bagno Marino „La Lanterna“ Pedocin erhaschen. Noch immer herrscht dort eine strikte Geschlechtertrennung zwischen Männern & Frauen/Kindern, ein echtes Unikat in unserer heutigen Zeit, nicht wahr? An dieser Stadtecke befindet sich auch das Museo Ferroviario di Trieste Campo Marzio, vieles hier hat auch bereits vor Jahren einen desolaten Eindruck erweckt, daher geht’s zurück entlang der Hafenstrasse, einem Abstecher wert ist die alte Fisch-, nun Kunst- & Veranstaltungshalle Salone degli Incanti
  • Nach Lust und Laune empfiehlt sich in Triest natürlich auch die Kaffeehaus-Tour! Hier ist die Tradition der Wiener Kaffeehauskultur der österreich-ungarischen Monarchie noch sehr ausgeprägt – Namen wie Illy & Hausbrandt sind wohl allen Kaffeegenießern ein Begriff, oder? „Il capoluogo del caffè“, die Kaffeehauptstadt nennt sich Triest wohl zurecht. Allein aufgrund der vielfältigen Architektur lohnt sich ein Blick in die Cafés. Zudem ist die Triestiner Kaffeetradition auch bei der Namensgebung der einzelnen Getränke etwas speziell und weicht vom sonst üblichen Bezeichnungschema deutlich ab. Einen sehr vollständigen Bericht zum Thema „Triest & Kaffee“ dazu gibt es auf phototravellers.de bzw. im falstaff. Und weil vielen Personen als erste Assoziation zu Triest eben der Kaffee in den Sinn kommt, liegt es auch nahe, als Beitragsbild die roten Kaffeebehälter eines Kaffeehauses auszuwählen
  • Aus fotografischer Sicht entfaltete Triest besonders auch abends und in der Nacht ein einzigartiges Ambiente. Vielerorts sind Straßen und Häuserfassaden in ein sattes Gelb getaucht. Durchaus sinnvoll also, auf der abendlichen Tour ein Stativ mitzuführen! Oder ein lichtstarkes Objektiv (f1.4/f1.8) vorn dran schrauben…

Für die ersten 2 bis 3 Tage ist das erstmals Programm genug! Schließlich sind wir im Urlaub und schreiben nicht an einem neuen Triest-Reiseführer –  derer gibt es nämlich bereits zur Genüge, z.B. Veit Heinichens Triest, Stadt der Winde“ oder „Triest für Fortgeschrittene“, um nur 2 abseits der klassischen Reiseführer anzuführen.

Yet (and hopefully soon) to come: Teil II – unser erneuter Besuch in Triest!

Post scriptum:
Weil es thematisch gut dazu passt, ein paar Highlights (der Region) befinden sich natürlich abseits des eigentlichen Zentrums:

  • Ferdinand Maximilians von Österreich pittoreskes Miramare samt Parkanlage ist sowieso ein Pflichtbesuch, nicht versäumen! Dieser lässt sich auch gut mit dem Badebesuch an der Promenade di Barcola als nachfolgende Abkühlung verbinden. Das kleine dort befindliche Pinienwäldchen stellt auch jene zufrieden, die sich nicht gerne direkt am Beton und in der prallen Sonne “grillen” lassen. Auch Infrastruktur (Utensilien für den Badespaß) sowie Speis & Trank für Leib & Seele ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorhanden
  • der imposante Leuchtturm Fario della Vittoria kann erklommen werden! Öffnungszeiten ergooglen und dann gegen Abend, wegen des schöneren, flacheren Lichtes, kostenfrei rauf. Grandiose Aussicht über den Golf von Triest garantiert!

Post post scriptum:
Es sei mir noch eine kleine Anmerkung aus fotografischer Sicht erlaubt. Beim Betrachten der damals aufgenommen Bilder lässt sich auch gut die eigene Weiterentwicklung reflektieren. In diesem Fall bin ich mit meinen Bildern nach wie vor zufrieden 😉 – mit über 3500 Fotos legt unsere damalige Friaul-Rundreise (Bilder-Gallerie) Zeugnis ab von den vielen, großartigen Fotomotiven. Gut ein Fünftel davon stufe ich in meiner Klassifikation mit 3 (oder mehr) von 5 Sternen in der Bewertung ein. Also gut und sehr gut, denn die Höchstnote habe ich bislang erst für eine Handvoll vergeben – allesamt aus der USA Südwesten-Reise. Ich stelle jedoch bei der Bildbearbeitung fest, dass sich mein Wissen und natürlich auch die technischen Möglichkeiten (in Lightroom) weiterentwickelt haben. Das führt nun dazu, dass ich nicht rasch auf Knopfdruck die Bilder für den Blogbeitrag aus meiner DAM-Software (Photo Supreme) exportieren kann, weil mir beim Betrachten mein Post-Processing-Ego launig ins Ohr zuflüstert: das kannst du doch inzwischen viel besser, also mach dich ran ans Verbessern, an die erneute Bearbeitung…

Und ist das Ergebnis nun wirklich besser? Klar! Aber fällt das im Blog jetzt irgendwem auf? Wohl kaum! Und ich habe wieder Lebenszeit vergeudet für nichts, oder? Naja, nicht ganz, denn spätestens fürs Fotobuch hätte ich, wie ich mich kenne, den Aufwand ohnehin betrieben. “Du Optimist!”, würde meine Frau mir dann zur Antwort geben, “Wann glaubst du denn, dieses Buch erstellen zu können, wenn du’s bis jetzt nicht geschafft hast?”. Diesen Satz, den kenne ich bereits! Und meine Replik darauf ist immer gleich: es wird sich schon ausgehen, irgendwann – spätestens in der Pension! Die Hoffnung stirbt eben zuletzt 😉.

Diesmal lässt sich die Auswahl der Bilder eben nicht auf eine Handvoll reduzieren, die dierekt im Beitag Platz gefunden hätte, sodass Triest eine eigene Galerie verdient hat. Ehre wem Ehre gebührt! Viel Vergnügen beim Betrachten!

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