Herbst VI: Schönbühel & Krems-Stein

Wenn die Nächte wieder länger werden, es tagsüber immer öfter grau vom Nebel bleibt und sich die Sonne Dank ihrer eingeschränkten Kraft so gar nicht mehr recht durchzusetzen vermag, dann ist es an der Zeit, sich über die im Herbst entstandenen Bilder zu machen und ein bisschen in Reminiszenz an die noch eben präsente – nun aber jüngst verflossene – Jahreszeit in Erinnerung zu schwelgen.

Tatsächlich zeigte sich der Oktober in den letzten Jahren immer mit einer erstaunlich stabilen – auch Dank der Klimakrise(?) – Wettersituation. Warme, fast spätsommerliche Tage hat es auch früher gegeben, aber doch eher noch Ende September/Anfang Oktober beheimatet, nicht jedoch einen ganzen Monat später! Und so wäre ich fast geneigt, in meinen Breitengraden der Klimaerwärmung eine positive Seite abzugewinnen, wenn, ja wenn da 1) nicht bereits der kausale Zusammenhang zwischen beiden Phänomenen bewiesen wäre und 2) andererseits die vielen negativen Begleiterscheinungen global gesehen nicht doch signifikant überwiegen würden! Was dann doch ein bisschen einen schalen Beigeschmack bei der Sonnenwanderung beimengt. Oder bin ich da zu zartbesaitet?

Goldener Herbst, mildes Wetter. Was wir früher als Glücksfall erleben, gilt nun als Menetekel der Klimakatastrophe. Ungewöhnliche schönes Wetter hat durch die Erderwärmung seine Unschuld verloren. “ schreibt Karl Gaulhofer am 12.11.2022 in einem Essay der Tageszeitung Die Presse. Zeitlich genau passend zu meinen Gedanken. Und auch den Unterschied zwischen Wetter & Klima legt der Autor dar, eine Unterscheidung, die ich – und wohl auch die Allgemeinheit – bisher im täglichen Sprachgebrauch synonym verwendet habe.

Die üppige Pracht der Farben jedenfalls lädt ein, mit offenen Sinnen durch Natur & Landschaft zu spazieren. Nicht umsonst verschmelzen seit Jahren die Weinregionen mit der Jahreszeit zum Marketing-genutzten Wording des Weinherbsts. Aber auch die Berge oder Seengebiete können mit Weitsicht bzw. Spiegelglatten Oberflächen das Herz der Wanderer erfreuen. Kein Besucher ohne gezücktes Mobiltelefon! Und obwohl das Motiv bereits tausendfach abgelichtet und in diversen digitalen Kanälen bzw. gedruckt geteilt wurde, verspürt doch ein jeder erneut diese Lust, den Auslöser zu betätigen. Das macht “das Foto” zu der Erfolgsgeschichte seit seiner Erfindung. Ein Festhalten des Augenblicks. Eine Momentaufnahme als Auslagerung und Entlastung: der einfachen Speichermöglichkeit/Persistenz des eigenen Erinnerungsvermögens. Ein – und sei es auch nur für einen winzigen Sekundenbruchteil – Besiegens der unaufhaltsam fortschreitenden Zeit. Ein Paradoxon.

Der niederschwellige Zugang zu Fotos durch die rasche Erstellung, vor allem aber der leichten Teilbarkeit im digitalen Format, hat die Foto-Sache noch einmal potenziert. Und paradoxerweise dadurch auch wieder mehr ins Eck der Belanglosigkeit gerückt. Zu viele Fotos mit zu geringer Reizschwelle (“wow – geiles Foto”) oder Neuigkeitsgehalt in zu kurzer Zeit. Totale Reizüberflutung der Sinne auf allem medialen Kanälen. Information overflow!  Mein Kollege hat einmal ein Portfolio von “photos overloading one’s senses” geschossen – eine reizvolle Idee.

Wieder einmal abgeschweift. Denn eigentlich wollte ich hier nur meine Fotos posten, mit denen ich mich durch die graue Jahreszeit bringe. Ebenso bereits tausendfach abgelichtet & verteilt. Für mich aber kein Problem, wie ich im Beitrag (Ein Pläydoyer für) Klischee-Bilder bereits dargelegt habe. Punktum.

Ach so – noch rasch ein paar Worte zu den Bildern selbst:

  • Auf dem Weg nach Krems nehmen wir diesmal das rechte Donauufer und machen halt beim imposanten Schloss Schönbühel, das gerade vom, Donauufer aus betrachtet durch die Errichtung auf einem Felsen sowie der massiven Turmfront den Eindruck eines richtigen Bollwerks versprüht
  • Der Abzweiger Richtung Burgruine Aggstein – wie Schönbühel früher einmal im Besitz des Geschlechts der Starhemberger – belohnt uns zwar mit goldgelber Laubverfärbung des Waldes, jedoch ist bei der Ruine intensiver Nebel, sodass ich meinen Shot nicht machen kann. Erschreckend für mich waren wieder einmal die Masse an leichtsinnigen Touristen, denen keine Absperrung in der Burg, als auch die ungesicherte, bei Nässe wirklich gefährliche Erklimmung eines naheliegenden Felsmassivs im Außenbereich als Hindernis ihres eigenen Wagemutes erschien. Unbelehrbar!
  • Unser Ziel war Krems, genauer gesagt Krems-Stein zum Besuch der Kunsthalle und Landesgalerie NÖ. Und ein ausgeprägter Spaziergang über die Steiner Kellergasse in die historische Ried Schreck, von welcher sich ein herrlicher Ausblick bietet, in den Donauraum hinein, am Horizont das Stift Göttweig erkennbar

 

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