Ruine Schaunberg

Zufälle gibt es! Gerade an jenem Wochenende, als ich mich dazu aufgerafft habe, endlich den Blogbeitrag zur Ruine Schaunberg zu schreiben, da erscheint in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik „Was einmal war“ der passende Artikel zur Burg (hier nachzulesen, leider nur mit vorheriger Registrierung).

Die Geschichte handelt von einigen Adelsgeschlechtern, u.a. den ehemaligen Burgbesitzern aus dem Geschlecht der „Edlen Julbacher“ (nein, nicht das Julbach aus dem heutigen Bezirk Rohrbach ist hier gemeint, sondern jenes im Rottal am Inn, nahe Braunau/Simbach auf bayrischem Gebiet), den Wittelsbachern, Habsburgern, Walseern bis hin zu den heutigen Besitzern, den Starhembergern. Es geht um den Kampf zwischen Bayern und Österreich, um Kurfürsten, dem Bistum Salzburg und ganz allgemein um die Vormachtstellung im Deutschen Reich & Kaisertum. Inkludiert im historischen Abriss sind Fehden, Abbitten, Belagerungen & Verwüstungen und natürlich auch der schwarze Tod, die Pest. Dabei werden zwischen allen Herrschaftshäusern munter die Gefolgschaft und Bünde gewechselt, immer den eigenen Vorteil und den Ausbau des eigenen Machtbereichs als oberste Handlungsmaxime setzend. Heldenstoff?! Mitnichten, denn es ist für die Julbacher letztendlich nicht aufgegangen, sie konnten im entscheidenden Moment nicht am Schlachtfeld reüssieren und die stolze Höhenburg verlor mit dem Aufkommen von Kanonen ihre Bedeutung als Bollwerk. So zogen die Schaunberger ins neue Schloss in Eferding und sind wegen fehlender Nachkommen 1559 ausgestorben und ihr Besitz ging im Erbweg an die Starhemberger über.

Jedenfalls ist die Ruine ein beliebtes Ausflugsziel im Eferdinger Becken bei Hartkirchen. Einst war sie die größte Burg des Landes Oberösterreich, ihre einst riesige Dimension kann auch heute noch gut am Gelände nachvollzogen werden. Der Burg- sowie der Grafschaftsname leiten sich von – nomen est omen –  “vom Berg schauen” ab – wobei alle Schreibweisen im Laufe der Zeit gebräuchlich waren: Schamberg bzw. -burg, Schaumburg, Schaumberg, Schaunburg.

Als Kind kann ich mich noch dunkel erinnern, dass wir großen Spaß beim Ritterspielen in der Weite dieser Anlage hatten. Klar, denn ein Faible für Ritter-, Burgen und das Mittelalter i.A. haben wohl die meisten Buben einmal durchlebt. Weil wir grad beim Thema sind, besitzt noch wer die Burg und Ritterfiguren von Playmobil? Das war ein Spaß!
Aus den geraden Ruten des Haselnussstrauchs bastelten wir damals flugs mit ein wenig Geschick Degen & Schwerter und schon ging‘s auf in endlose Abenteuer-Fantasien aus einer längst vergangenen Epoche. Glückliche Kinderspiele gespeist aus der eigenen Vorstellungskraft, fernab dem Mobiltelefon oder Tablet!

Damit wäre eigentlich meinerseits alles an Motivation wieder einmal zu einer Besichtigung dargelegt, zumal ich seit anno dazumal nicht mehr auf diesem Areal gestanden bin. Die in den halb verfallenen Bergfried vor einigen Jahren eingebaute Aussichtstreppe bietet einen hervorragenden Blick ins Eferdinger Becken, der Donau stromabwärts und in das dahinter liegende Mühlviertel.

Meine Bildcollagen stammen aus einem sehr belebten Besuch im Spätseptember, die Panoramen aus dem darauffolgenden Märzbeginn, in welchem ich das Areal ganz für mich allein vorfand. Teilweise fand ich anspruchsvolle Lichtverhältnisse vor mit einem hohen Dynamikbereich, da sich Teile der Burg durch ihre Exposition befinden im Schatten, andere permanent in der Sonne befinden. Ein Exkurs, sich in der Demut der Architekturfotografie zu üben.
Trotz des mich nicht restlos überzeugenden Ergebnisses (siehe mein PSS) habe ich mich hier für die Publizierung der Schwarz/Weiß-Varianten entschieden, weil diese ein Hell-Dunkel-Spiel zwischen dem in Sonnenlicht getauchten Bergfried und des Palas einerseits und der Schatten werfenden Kapelle zeigt. Hat denn nicht jede gute Geschichte eine Licht- und eine Schattengestalt aufzuweisen? Gerade zurückblickend, in „den dunkeln Zeiten des Mittelalters“ 😉?

(4k-Bild S/W | 4k-Bild Farbe)

(4k-Bild S/W | 4k-Bild Farbe)

(4k-Bild S/W | 4k-Bild Farbe)

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PS:
Für jene, die technisch interessiert sind: die Panoramen bestehen im Original aus bis zu 185 Bildern (3-zeiliges Panorama aus Belichtungsserien à 5 Bildern mit 1EV-Abstufung). Und ja, da habe ich mich ganz schön ausgetobt, denn bis zu 35 x 10 Megapixel groß sind diese Bilder dann und auch ihre Größe sind mit über 100 MByte selbst als komprimiertes JPEG -Format wohl jenseits von „handlich“. Etwas, das sich dann beim Bearbeiten in Lightroom & Nik Efex trotz (m)eines performanten Rechenknechtes durchaus bemerkbar gemacht hat, zumal hier im TIF-Format noch weitaus größere Datenmengen (bis zu einem halben TeraByte) ausgetauscht und kopiert werden. Was mich dann auch zum Überdenken und zur Adaption meines Workflows bei dieser Art von Panoramen gebracht hat.

PSS:
Ich bin nicht restlos mit der Bearbeitung der Bilder zufrieden, da geht noch mehr. Das ist auch eine Frage meiner verfügbaren Zeit. Und natürlich auch des Könnens 😉. Denn gerade bei weitwinkeligen Panoramen machen die oftmals nicht so sauberen Überblendung der Stiching-Software im Himmelsbereich mit unschönen Farbverläufen teilweise Probleme. Beim Blau in der Fabvariante ist diese nur mit geübtem Auge und in höherer Auflösung erkenn- btw. erahnbar. Auch verwende ich keinen Polfilter bei meinen Panoramen, welche das Problem von hellen & dunklen Blaubereichen im Bild nur noch unschön verstärken würden. Und ich beeile mich bei der Panoramaerstellung, um einerseits Helligkeitsunterschiede am Himmel und durch den Wind entstehende Wolkenartefakte beim Nachführen des Panoramas zu vermeiden.
Bei der S/W-Bearbeitung kommt es aber durch die vorgenommene Kontrastanhebung zu einer Verstärkung dieser dann unnatürlich wirkenden Verläufe, die so in Natura ja nicht wirklich vorhanden sind und unser Auge irritieren. Je dunkler der Himmel dann in der Nachbearbeitung gestaltet wird, desto stärker ist der Effekt ersichtlich – beispielhaft im dritten Bild von oben schön zu erkennen. Und ehrlich, ich hätte den Himmel eigentlich gerne noch viel dunkler ausgeführt. Easy Fixing mit Photoshop? Ja, vielleicht! Aber weder fühle ich mich darin sattelfest, noch habe ich ausreichend Zeit dafür. Erstmals lebe ich hier also mit einem Kompromiss. Und tue diesen auch Kund. Kommt Zeit, kommt Rat – da bin ich mir sicher!

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