Herbst X: Steirisch-Burgenländisches Thermenland

Wenn die Nächte kühler werden und die Dämmerung um 16h am Nachmittag einzufallen beginnt, dann sind zwei, drei oder vier Tage in der Therme ein guter Auftakt zum nahen Winter hin. Schon die alten Römer wussten um die heilsame Wirkung des heiß sprudelnden Thermalwassers gemäß dem Sinnspruch “mens sana in corpore sano”.

Im optimalen Fall genießen wir im Schnittpunkt der Jahreszeiten die noch wärmenden Sonnenstunden des Tages gepaart mit der wohltuend erfrischenden Morgenkühle – gerade in den letzten Jahren zieht sich der Altweibersommer ja rein bis in den November. Beim Wandern bzw. Sightseeing in der Umgebung tanken wir ausreichend Sauerstoff, bevor wir in die Annehmlichkeiten von Dampfbad, Sauna-Aufguss, Sprudelbecken und Massage eintauchen. Wohlbefinden durch Wellness – und Dank der Errungenschaften & Ansprüche des Tourismus nun auch (fast überall) gepaart mit exzellenten Gaumenfreuden. Gourmetküche auf Hauben-Niveau! Für einige Gäste ist zwar gemessen an den Mengen der vertilgten Köstlichkeiten eher Gourmand das Motto des Abends – ein abendlicher Fress-Marathon –  schließlich möchten Herr & Frau Österreicher was geboten bekommen fürs schwer verdiente Geld.

Inzwischen haben wir einiges durch, in Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland, sodass wir guten Gewissens sagen können: ganz perfekt ist es nirgendwo 😉, aber je nach Schwerpunkt auf Spa/Wellness oder Küche/Kulinarik lässt sich eine Location finden, in welcher es sich für ein paar Tage mehr als nur gut aushalten lässt. Ohnehin bin ich persönlich nach 3, maximal 4 Tagen vom Angebot gesättigt und freue mich, wieder gestärkt von dannen zu ziehen, nur um dann bereits nach einer Woche erneut in träumerischer Reminiszenz schwärmen zu können: “Ach, wären wir doch noch – oder bereits wieder – dort”. Motivation fürs nächste Jahr!

Fototechnisch beschränkt sich das Angebot meist auf die den Wellnesstempel umgebende Gartenanlagen, architektonisch sind diese Anlagen eher der Marke “Einheitsbrei” zuzuordnen – Ausnahmen bestätigen die Regel, wie z.B. die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Rogner-Therme Bad Blumau. Landschaft gibt es rundum zumeist in Hülle & Fülle und der Farbenwechsel des Herbstes produziert überschwänglich eindrucksvolle Bilder.

Bleiben noch die lokalen Sehenswürdigkeiten mit der von mir (nur fotografisch) so geliebten dörflichen Morbidität, welche inzwischen in allen österreichischen Bundesländern anzutreffen ist und die so oft von besseren Zeiten der nun entsiedelten Landstriche erzählt. Bei Bad Waltersdorf z.B. durch zwei ehemalige Wasserschlösser in den Nachbarorten Neudau & Burgau (“Burg in der Au”) an der steiermärkisch-burgenländischen Grenze. Der Burgauer Naturbadeteich vor der Burgkulisse ist einzigartig und das Kassenhäuschen dazu richtig kultig! Der Adventmarkt im Wasserschloss lockt in der Vorweihnachtszeit Besucher aus den umliegenden Thermenhotels an, am See und zur Kirche rauf ist’s aber richtig ruhig, die röm.-kath. Kirche und eine private Geistheilungspraxis scheinen hier in friedvoller Nachbarschaft zu existieren 😊.

Neuer Tag, neues Ziel. Der rund 16 ha große Harter Teich ist ein Naturschutzgebiet, liegt eingebettet zwischen dem Feistritztal und dem Safental, und gilt als ein wichtiger Durchzugsort für den Vogelzug. Na klar, bei dem reichen Fischbestand gleicht dies für Reiher und Konsorten einem Delikatessenladen. Die Gemeinde Großhart, in dessen Gebiet sich der Teich befindet, trägt nicht umsonst einen „silbernen Reiher mit einem silbernen Fisch im Schnabel…“ im Wappen. Der Teich selbst wurde Anfang des 17. Jahrhunderts für Fischzucht & Nahrungsquelle angelegt und war bis 1954 im Besitz des Adelgeschlechts der Herberstein.

Schmuckstück des kleinen Rundwegs ist ein architektonisch schlichter Holzsteg inklusive zweier stilisierter Häuser, der ein Stück über den Teich führt. Die nordische Anmutung des Bauwerks ergibt eine harmonische Symbiose mit der reduzierten Farbpalette des dahinterliegenden Schilfgrases. Schade nur, dass wir keinen Abschluss mit einem Achterl in der Teichschenke finden konnten: alles ausreserviert durch eine ganze Busladung voller Ausflugsgäste. Da kennen die Steirer kein Erbarmen – ein gnadenloses Volk 😉!

Interessant fand ich auch den Rundgang durch das Areal der Rogner-Therme in Bad Blumau. Als bekennender Fan der (im positiven und lebensbejahenden Sinn) naiven Formensprache von Friedensreich Hundertwasser erfreut das mein Auge – ganzheitliche Seelenwellness! Leider mit einem in Grau getunkten Himmel, der den Kontrast zu den bunten Farben etwas vermissen lässt und auch keine Fortführung der natürlichen Linienzeichnung der Gebäude nach oben entstehen lässt.

Genug der nachmittäglichen Streifzüge im Umland, wenn’s dämmert, ruft die harte körperliche Arbeit des Schwitzens und Aufguß-Aushaltens in der Sauna 😊. Und da habe ich meinen (einstweiligen) Favoriten im Vorjahr gefunden, die Gartensauna im S… , psst! Ich will hier ja keine Werbetrommel für irgendein Haus rühren…

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